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Solidarität mit der ČSSR

Veröffentlicht am 26.02.2022 von Mag. Thomas Feurstein

Am 22. August 1968 berichteten die Vorarlberger Nachrichten: „Moskau und seine Satelliten vergewaltigen die ČSSR. In der Nacht auf Mittwoch kam die Panzerwalze über den Prager Frühling – Brände, Barrikaden und Tote auf dem Weg der brutalen Eindringlinge. Sowjetische Panzer- und Luftlandeeinheiten haben die ČSSR schlagartig besetzt, wobei, wie es heißt, auch polnische und ostdeutsche Truppen, sowie Einheiten aus Ungarn und Bulgarien beteiligt waren.“

Die Reformbewegung "Prager Frühling" in der damaligen Tschechoslowakei wollte einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ realisieren, den Menschen demokratische Grundrechte wie Rede- und Versammlungsfreiheit zugestehen, was von großen Teilen der Bevölkerung und vom westlichen Ausland befürwortet wurde. Den anderen Staaten des Warschauer Paktes gingen die Reformen viel zu weit. Schließlich wurde unter der Führung der Sowjetunion die Entscheidung für eine gewaltsame Lösung getroffen, um das Land vor „feindlichen Kräften“ zu „beschützen“.
In Bregenz sammelten sich zahlreiche Autos, wo mit aufgemalten Parolen Stellung gegen die Situation bezogen. Auch in Wien und in vielen anderen Städten Europas wurde vor den Botschaften der Sowjetunion gegen den Einmarsch protestiert.
In den Schriften auf den Autos solidarisierten sich die Demonstranten mit den Hauptpersonen des Prager Frühlings: Alexander Dubček, der Symbolfigur der Demokratiebewegung und ab 1989 Parlamentspräsident, sowie Ludvik Svoboda, der 1968 Staatspräsident war und es auch nach der Invasion blieb. Die reale Macht wurde ihm jedoch entzogen, da die neu organisierte Kommunistische Partei hatte das Ruder übernommen hatte.
Wenn hier am Bregenzer Kornmarktplatz Kossygin mit Hitler gleichgesetzt wurde, war damit der damalige russische Ministerpräsident Alexei Nikolajewitsch Kossygin gemeint, der neben Leonid Breschnew, dem Chef der kommunistischen Partei der Sowjetunion, über lange Jahre der bestimmende Politiker Russlands war.