Land Vorarlberg

Vorarlberger Landesbibliothek

Vom Adelssitz zur Bibliothek

Veröffentlicht am 09.05.2022 von Mag. Thomas Feurstein

Dort wo sich heute die Vorarlberger Landesbibliothek befindet, ist einer der ältesten Siedlungsplätze Vorarlbergs. Die Kelten, die Römer und dann im Jahr 611 die Heiligen Kolumban und Gallus ließen sich hier nieder. Schon im 14. Jahrhundert errichteten die Montforter mit dem Schlösschen Babenwohl oberhalb von Bregenz einen stattlichen Bau. Im 19. Jahrhundert wurde dieser von Baron Poellnitz aus Würzburg gekauft und ausgebaut. 1906 ließ sich hier ein Benediktinerorden aus der Schweiz nieder, der dann einen Klosterbau, eine Bibliothek und schließlich eine Kirche baute. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Mädchengymnasium von Bregenz hier untergebracht und schließlich ab 1985 die Vorarlberger Landesbibliothek.

Grete Gulbransson verfasste Anfang des 20. Jahrhunderts nach den Tagebüchern ihrer Mutter Wanda, der ältesten Poellnitz-Tochter einen Roman „Die geliebten Schatten“, in dem sie auch das höfische Leben ihres Großvaters im Schlösschen Babenwohl beschreibt.
1906 erwirbt der Schweizer Benediktinerorden Beinwil-Mariastein das Areal. In Erinnerung an den heiligen Gallus erhält die Klosteranlage den Namen St. Gallustift. 1941 wird das Kloster von der Gestapo besetzt und die Mönche ausgewiesen. Nach dem Krieg kehrte der Orden nicht wieder nach Bregenz zurück.
Die Kirche des Klosters St. Gallusstift wurde vom Schweizer Architekten Adolph Gaudy geplant. Er verwendet Stilmittel des Barock sowie des Jugendstils, was seine Bauten unverwechselbar macht.
Der Umbau des Gebäudes zu einer Bibliothek dauerte mehrere Jahre, von 1980 bis 1985. Das ehemalige Schulgebäude wurde zum öffentlichen Bibliotheksraum, das Schlösschen Babenwohl zum Verwaltungstrakt.
1986 feierte die Bevölkerung sowie viel Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kirche die Eröffnung der Vorarlberger Landesbibliothek an ihrem neuen Standort. Unter den Ehrengästen waren Abt Kassian Lauterer, Ferdinand Kaltenhauser (Direktor der Universitätsbibliothek Wien), Sigi Gasser, Martin Purtscher, Herbert Kessler und Bischof Bruno Wechner.