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Betram Jäger : Die Arbeiterkammer wird schwarz

Veröffentlicht am 16.06.2022 von Dr. Severin Holzknecht

Die österreichischen Arbeiterkammern sind traditionell eine Hochburg der Sozialdemokraten. Ausnahmen stellen hierbei die Kammern in Tirol und Vorarlberg dar, die heute durch den ÖVP-Bund ÖAAB dominiert werden. Eine zentrale Rolle in der Schaffung einer konservativen Mehrheit in der Vorarlberger Kammer spielte der am 22. Oktober 1929 in Bürs geborene Bertram Jäger.

Nach abgeschlossener Ausbildung arbeitete Jäger bei Getzner Textil in Bludenz, wo er 1956 in den Betriebsrat gewählt wurde. 1964 zog er für die ÖVP in den Landtag und als Vertreter des ÖAAB in den Kammerrat der Vorarlberger Arbeiterkammer ein und übernahm schrittweise zentrale und repräsentative Funktionen.
Arbeiterkammerpräsident war zu diesem Zeitpunkt Heinrich Gassner von der sozialdemokratischen FSG. Gassner sollte der bis dato letzte Sozialdemokrat an der Spitze der Vorarlberger Arbeiterkammer bleiben.
Am 3. November 1969 fanden Kammerwahlen statt, die zu einer historischen Wende führten. Die FSG blieb zwar stärkste Kraft, verlor jedoch die absolute Mehrheit, wodurch es Jäger und dem ÖAAB gelang, gemeinsam mit den Freiheitlichen Arbeitnehmern einen Wechsel an der Spitze der Vorarlberger Arbeiterkammer herbeizuführen.
Bertram Jäger wurde so zum ersten konservativen Arbeiterkammerpräsidenten Österreichs. Er sollte bis 1987 im Amt bleiben. 1974 wurde der ÖAAB mit Jäger an der Spitze erstmals stärkste Kraft in der Kammer. Eine Position, die der ÖAAB bis heute nicht mehr verloren hat.
Nach seinem Abschied als Kammerpräsident wurde Bertram Jäger zum Landtagspräsidenten bestimmt, nachdem der bisherige Präsident, Martin Purtscher, zum Landeshauptmann gewählt worden war. In dieser Funktion verblieb Jäger bis kurz nach den Landtagswahlen 1994.