Land Vorarlberg

Vorarlberger Landesbibliothek

Ulrich Ilg : das konservative Urgestein

Veröffentlicht am 07.07.2022 von Dr. Severin Holzknecht

Als erster Landeshauptmann nach dem Zweiten Weltkrieg prägte Ulrich Ilg das Land bis zum Ende der 1960er-Jahre wie kaum ein anderer. Sein bisweilen autoritärer Führungsstil in dem von der ÖVP dominierten Vorarlberg veranlasste Bundeskanzler und Parteifreund Julius Raab dazu, in Bezug auf Vorarlberg und Ilgs Führungsstil scherzhaft einmal von einer „Demokratur“ zu sprechen.

Ulrich Ilg stammte aus einer alteingesessenen Bauernfamilie aus dem Dornbirner Hatlerdorf. Mit gerade einmal 22 Jahren wurde Ilg 1927 Obmann des Landesbauernbundes. Das Bauerndasein nahm in seinem Leben eine zentrale Funktion ein, wobei hierbei wohl auch die Absicht eine Rolle spielte, sich als „bodenständiger“ und volksnaher Politiker selbst zu inszenieren.
Ilg machte schnell Karriere und amtierte 1934 als Vertrauter des diktatorisch regierenden Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß kurzzeitig als Staatssekretär. Zeitlebens blieb er seinen katholisch-konservativen Überzeugungen treu, auch während des Nationalsozialismus.
Der Katholizismus nahm im Leben Ilgs einen zentralen Platz ein. Nicht umsonst bezeichnete er die Errichtung der Feldkircher Diözese 1968 als „eine der größten Freuden, die ich im politischen Leben erfahren durfte“.
Ulrich Ilg vertrat seine politischen Überzeugungen gegenüber Andersdenkenden stets vehement, was ihn allerdings nicht daran hinderte, wenn nötig Bündnisse mit Gegnern zu schmieden. Etwa mit dem langjährigen SPÖ-Landesvorsitzenden Jakob Bertsch, mit dem Ilg täglich im sogenannten „Koalitionsauto“ gemeinsam nach Bregenz fuhr.
Ulrich Ilg ist zweifellos eine der bedeutendsten Figuren der jüngeren Vorarlberger Landesgeschichte. Seine Leistungen für Vorarlberg im Rahmen des Aufbaus und der wirtschaftlichen Gesundung der 1950er- und 1960er-Jahre sind zahlreich und unbestreitbar. Gleichzeitig gelang es Vorarlberg erst nach dem Abtreten Ilgs und seiner Weggefährten, die gesellschaftliche Starre der Nachkriegszeit zu überwinden.