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Als die Russen nach Bregenz kamen

Veröffentlicht am 28.02.2023 von Mag. Thomas Feurstein

Es war im April 1966 eine Sensation für die Kicker von SW Bregenz in einem Freundschaftsspiel gegen die Nationalmannschaft der Sowjetunion spielen zu dürfen, die sich in der Vorbereitung auf die anstehende Fußballweltmeisterschaft in England befand. Das Team wurde in Bregenz bei enormem Interesse der Öffentlichkeit wie ein Staatsbesuch empfangen. Unumstrittener Star der Mannschaft war der Tormann Lew Jaschin, Übername „Black Panther“, der zehn Jahre nach seinem Tod zum „Tormann des 20. Jahrhunderts“ gewählt wurde. Mit ihm posierte Josef „Pepi“ Kinzel, damaliger Präsident von SW Bregenz in der Bregenzer Kaiserstraße.

Jasin, Lev Ivanovic 1929-1990 Fußballer, Torwart
Lew Jaschin war ein Original sondergleichen, denn er beherrschte mehrere Sportarten gleichzeitig, und wäre fast Tormann der russischen Eishockeynationalmannschaft geworden, hätte er sich nicht für Fußball entschieden. Wie kein zweiter antizipierte er die Schüsse seiner Gegner, hielt in seiner Karriere 151 Elfer und erhielt dafür als bisher einziger Tormann den Ballon d'Or.
Die sowjetische Nationalmannschaft stieg damals im Hotel-Restaurant Berghof in Bregenz-Fluh ab, zu seiner Zeit eines der besten Häuser der Landeshauptstadt. Schon vor vielen Jahren wurde das Haus zu einem Wohngebäude umgewandelt.
Die 13.000 Zuschauer im Bodenseestadion bekamen dann eine eher enttäuschende Partie zu sehen, bei der die Sowjets eine schwache Leistung zeigten. „Die Spielzüge gerieten fast durchwegs einfallslos, hinter den Angriffsaktionen lag weder Druck noch Spielwitz, und das Schießen hatten die Gäste auch nicht erfunden.“ Zwischenzeitlich lagen die verstärkten Bregenzer sogar 1:0 in Führung mussten sich aber zuletzt doch 2:1 geschlagen geben.
Bei der kurz darauf stattfindenden WM in England zeigten die Sowjets allerdings eine starke Leistung, besiegten Nordkorea, Italien, Chile und Ungarn und mussten sich erst im Halbfinale Deutschland beugen. Auch das Spiel um Platz 3 gegen Portugal ging dann verloren.